Mein zweiter
WELTMEISTERTITEL!

Für die WM hatte ich meinen Ehemann als Bahntrainer eingeflogen. Damit es nicht zu teuer für mich wurde, hat er unter anderem Desiree Bjerke (NOR), Dirk Matschenz (NED) und Kristan Bromley (GBR) mitbetreut. So konnten wir uns die Flug- und Hotelkosten teilen.

Es stellte sich aber heraus, dass mein ärgster Feind für die WM mein Hamstringsansatz war. Er wollte einfach nicht besser werden. In den Trainings startete ich 0,5-1 Sekunde langsamer als meine beste Startzeit in Calgary. Es tat einfach weh, wenn ich schnell sprinten wollte.

Zum Glück kam der Schweizer Bobarzt am Dienstag nach Calgary. Von ihm erhielt ich entzündungshemmende Medikamente. Zudem erhielt ich Ultraschall 2x Tag. Hier benützten wir ebenfalls die Ausrüstung der Bobfahrer!

Doch es wollte einfach nicht besser werden. Am Freitag, 2 Tage vor dem Rennen, versuchten wir es mit einer Spritze. Die Idee war, die Schmerzen lahm zu legen. Doch auch dies nützte nichts. Im Gegenteil es war nun wieder schlimmer geworden. Am Freitag war ich richtig down. Die Bahn hatte ich gut im Griff. Snorre und ich haben intensiv mit dem Fahren der schnellen Linie gearbeitet und ich wusste genau, was ich zu tun hatte. Aber, konnte ich schnell starten?

Ich wusste, dass ich nur mit einer schnellen Starzeit Ambitionen auf einen Podestplatz hatte.

Beim 1. Lauf war ich sichtlich nervös. WM und dazu meine Schmerzen im Hintern. Während dem Starten spürte ich die Schmerzen. Konnte das Bein nicht richtig ausfahren, zudem hemmte mich die Nervosität. Doch als ich mich auf den Schlitten legte, hatte ich meine Probleme am Start schon wieder vergessen. Ich fokusierte mich voll und ganz aufs Fahren. Bis zum Ausfahrt Kreisel, wo ich Probleme in der Ausfahrt hatte, hatte ich einen sauberen Lauf. Bestzeit im Ziel. Ich war zufrieden, startete ich doch mit Startnummer 8 ins Rennen und einige meiner ärgsten Konkurrentinnen waren schon im Ziel. Meine Startzeit, 5.64. war auch nicht schlecht, bedenkt man meine Probleme mit dem Hämstring. Doch ich lag einen Zehntel hinter meiner Startbestzeit. Und dies ist schon viel!

Beim 2. Lauf  waren die Schmerzen immer noch da, doch die Nervosität hielt sich in Grenzen und ich konnte ein wenig befreiter starten. Startzeit 5,57 Sek. Es gelang mir ein guter Lauf. Doch auf der Geraden zwischen Kurve 8 und Kreisel bemerkte ich, dass mein Anzug flatterte. Und zwar heftig!

Zurück im Hotel diskutierte ich mit meinem Sportchef die verschiedenen Anzüge. Nach einigem Hin und Her war er einverstanden, dass ich am nächsten Renntag mit meinem alten Natianzug starten könnte. Vielen Dank Marco!

Am Abend und in der Nacht bekam ich Bauchschmerzen und Durchfall. Dies hatte weniger mit der Nervosität zu tun als mit dem Hotelessen! Nach einer durchzechten Nacht, froh endlich aufstehen zu dürfen, frühstückte ich nur ein klein wenig. Mein Magen rebellierte immer noch.

Die Startzeiten am 2. Renntag waren besser 5,59 und 5,54 Sek.  Ich hatte mich ans Starten mit meinem Hämstring gewöhnt. Es gelangen mir wieder zwei gute Fahrten durch den Eiskanal.

Und es reichte zum WELTMEISTERTITEL!

Ich möchte hier allen danken, die zu meinem Erfolg beigetragen haben. Vorab meinem Ehemann und Bahntrainer Snorre, der mir als Bahntrainer zur Seite stand, meinem Sprintcoach Urs Wegmann, den Physios und Ärzten des SBSV`s, unserem Sportchef Marco Widmer und meinem Schlitten- und Kufenbauer Ryan Davenport.